Vielen Dank für Ihren Beitrag und Ihre interessanten Fragen. Ich kann hier nur kurz darauf eingehen, aber im Kern verhält es sich so: Es gibt Produkte/Gerichte/Speisen, die eher eine hohe Bewertung legitimeren als andere. Wenn es um reine Produkte geht, also Zutaten, die völlig unbehandelt serviert werden ‒ sagen wir, ein paar rohe Pflaumen ‒ hält meine Bewertung prinzipiell bei 8/10 („hervorragend“) an. Auch hier gibt es aber Unterschiede. Nicht alle Produkte können ein solches Niveau erreichen, was schlicht geschmackliche Gründe hat. Eine einzelne Muskatnuss würde immer fürchterlich bitter schmecken; eine Tomate dagegen kann sehr wohl grandios sein und das Erlebnis vieler besternter Restaurants in den Schatten stellen. Justiert man noch etwas weiter, z. B. indem man den Tomtatensalat mit einer fantastischen Vinaigrette anmacht, oder indem man verschiedene unbehandlete Produkte kombiniert, kann mühelos ein Gericht für ein hochbesterntes Restaurant entstehen. Alain Passard, Michel Bras und diverse Küchen aus den Gebirgsküchen Frankreichs und Italiens, die ich kürzlcih gepostet habe, wären nur einige Beispielefür so etwas.
Bei komplexeren Gerichten ‒ wo auch klassisches Kochhandwerk involviert ist ‒ ist das ähnlich. Sicherlich kann man auch Fast-Food sehr fein umsetzen, sodass das ursprüngliche Geschmacksbild und die Idee dahinter bestehen bleiben. Hier muss man aber natürlich stark optimieren. Eine klassische Currywurst vom Imbiss hat viele negative Attribute, die man anders umsetzen muss (zu fettig, Sauce zu klebrig, Proportionen unstimmig, Fleischqualität zweifelhaft usw.). Sven Elverfeld vom Aqua hat so etwas ja schon häufiger umgesetzt, mit Amuse-bouches wie Currywurst, Toast Hawaii usw., jeweils auf höchstem qualitativem und geschmacklichem Niveau. Dies ist jedoch nur mit den Möglichkeiten eines Spitzenrestaurants zu erreichen, und nicht etwa an einem Imbiss.